Auch wenn Sie einen Tierschutzhund haben, der vielleicht schon viel Schlimmes erlebt hat, machen Sie bitte nicht den Fehler und sagen: „Der arme Hund…“ und erlauben ihm alles. Im Gegenteil, nutzen Sie die Zurückhaltung um klare Regeln festzulegen. Setzen Sie diese ruhig und mit Geduld durch. Er braucht Zeit, um zu verstehen, was er darf und was nicht.
Ihr Vierbeiner lernt schneller als Sie denken und es ist leichter, ihm mit Geduld klare Grenzen zu setzen, als später entnervt und gestresst falsch Erlerntes abzugewöhnen.
Fütterung
Stellen Sie die Futterschüssel an einem Ort auf, an dem kein Durchgangsverkehr herrscht. Wenn jemand vorbei läuft und Ihren Hund vieleicht anrempelt, könnte er denken, er wolle ihm das Futter streitig machen. Gut bewährt haben sich Küche oder Flur, weil man dort meistens auch besser wischen kann. In der Anfangszeit ist es ratsam, ihren neuen Vierbeiner getrennt von bereits vorhandenen Hunden zu füttern. Dies beugt Futterneid und unnötigen Rangeleien vor.
Futter
Füttern Sie in den ersten Tagen erst mal nur Trockenfutter. War der Hund zuvor auf einer Pflegestelle, füttern Sie nach Möglichkeit das gleiche Futter, das er dort bekommen hat.
Das hat folgende Gründe:
Die meisten Tierschutz/Vermehrerhunde, die zu uns kommen, kennen Hundefutter gar nicht. Sie haben sich bisher von Müll und Abfall ernährt. Die Hunde müssen sich nun erst langsam an normales Futter gewöhnen. Dosenfutter kann häufig Durchfall auslösen, das sollte erstmal vermieden werden.
Auch wenn Ihr Hund in einer Pflegestelle die Möglichkeit hatte, sich an normales Hundefutter zu gewöhnen, muss er sich, wenn Sie ihm gerne ein anderes Futter geben möchten, langsam umgewöhnen. Mischen Sie unter das bisherige Futter ein wenig neues Futter und erhöhen Sie die Menge anteilig über mehrere Tage.
Kinder in der Familie
Achten Sie darauf, dass Ihr Hund stets eine Rückzugsmöglichkeit und einen Ruheplatz hat, der auch für die Kinder tabu ist.
Vermitteln Sie Ihren Kindern, wie man liebe- und respektvoll mit Haustieren umgeht. Auch Hunde brauchen mal ihre Ruhe, genauso wie die Kinder, die sich in Ihr Zimmer zurückziehen und alleine sein wollen.
Gassi gehen / Stubenreinheit
Suchen Sie sich eine Wiese in Ihrer Nähe, die Sie auch, wenn`s mal eilig ist, schnell erreichen oder wenn vorhanden, gehen Sie mit ihm angeleint in den Garten. Sollte der Hund nicht Pipi machen, bleiben Sie ruhig mal einen Moment stehen. Wenn er auch dann nicht macht, suchen Sie die Wiese/den Garten nach kurzer Zeit erneut auf.
Machen Sie sich aber keine Sorgen, wenn er sich auch nach ein paar Stunden noch nicht „erleichtert“ hat, manchmal dauert es mehrere Stunden, bis er sich sicher fühlt und sich traut (Hunde halten hier erstaunlich lange aus). Benutzen Sie ruhig eine längere Leine und ermöglichen Sie ihm so ein wenig Abstand.
Wenn er einmal an einer Stelle Pipi gemacht hat, tut er es immer wieder, da er riecht, dass er schon mal da war. Loben sie Ihren Hund, sagen Sie mit ruhiger Stimme z.B. „Toll gemacht“.
Schimpfen Sie nicht, wenn das erste Geschäft ins Haus geht, machen Sie es kommentarlos weg. Er beobachtet, lernt und wird sich anpassen. Regelmäßigkeiten haben hier eine große Bedeutung und der Hund wird schnell lernen, sein Geschäft nur noch draußen zu verrichten. Was er jetzt braucht ist Ihre Zeit und Geduld.
Halsband/Geschirr
Bitte achten Sie stets darauf, dass der Hund ausreichend gesichert ist. Halsband oder Geschirr müssen gut und eng genug sitzen. Ängstliche Hunde sichert man am Anfang am besten mit Halsband und Geschirr oder einem speziellen Sicherheitsgeschirr (hier bitte im Fachhandel beraten lassen). Bitte benutzen Sie keine Flexi-Leine. Wenn Ihnen diese aus der Hand gleiten sollte, poltert der Griff hinter dem Hund her und „verfolgt“ ihn. Der Hund wird versuchen, vor diesem Geräusch zu fliehen und Sie nehmen sich die Chance, an ihn heranzukommen.
Benutzen Sie in den ersten Tagen lieber eine längere normale Leine und später eine Schleppleine, die Sie anfangs natürlich in der Hand halten und nach ein paar Wochen Eingewöhnungszeit dann über den Boden schleifen lassen können. Bitte lassen Sie Ihren Hund während der ersten 3-4 Wochen nicht komplett von der Leine (unter Umständen dauert es auch länger), bis Sie sicher sein können, dass die Bindung zwischen Ihnen starkt genug ist und er auf Ihren Ruf zurück kommt.
Gehen Sie am Anfang möglichst immer die gleichen Wege, so lernt er sein Revier kennen und fühlt sich zunehmend sicherer.
Nächte
Die meisten Tierschutzhunde sind hier unkompliziert, aber es gibt auch die Sorte Hund, die plötzlich Angst hat, schon wieder allein zu sein. Gut bewährt hat sich der Schlafplatz vor oder neben dem Bett, so ist der Hund in der Nähe von Herrchen oder Frauchen und fühlt sich geborgen. Auch eine Box, die groß genug ist, bietet manchen Hunden eine Sicherheit und hat den Vorteil, dass er sich meldet, wenn er raus muss, da kein Hund seinen Schlafplatz beschmutzt.
Das Alleine bleiben
Regelmäßigkeit hat für den Hund große Bedeutung. Also sollte man ihn von Anfang an gleich an den normalen Alltag gewöhnen. Wenn Sie sich vielleicht für die erste Zeit Urlaub genommen haben, so gestalten Sie Ihren Tag trotzdem so,
wie Sie es sonst tun würden. Verlassen Sie das Haus ruhig erst mal nur für 10-15 Minuten, dann steigern Sie dies langsam.
So lernt Ihr Hund schnell, dass er sich auf Sie verlassen kann und Sie immer wieder nach Hause kommen.
Gehen Sie genauso regelmäßig mit ihm spazieren und gewöhnen Sie ihn so an seine Gassizeiten.
Am Anfang etwas häufiger, dann in regelmäßigen größeren Abständen. So lernt er sein Geschäft draußen zu machen und weiß, wann es Zeit ist für seinen Spaziergang.
Es gibt auch Hunde, die am Anfang große Verlustängste haben und ein wenig länger brauchen bis Sie das Alleinsein gut aushalten. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Wenn Sie unsicher sind, suchen Sie ruhig auch Rat bei einem Hundetrainer. Es gibt für jedes Problem eine Lösung durch individuelles Training.
Hundesteuer/Versicherung
Wir empfehlen Ihnen, eine Hundehaftpflichtversicherung abzuschließen.
Auch für Hunde gibt es eine Meldpflicht bei der zuständigen Gemeinde. Die Kosten für die Hundesteuer können je nach Wohnort unterschiedlich ausfallen.
Probleme
Für den Fall, dass sich Probleme anbahnen, lassen Sie diese bitte nicht erst eskalieren, sondern suchen Sie sich Unterstützung.
Für manche Probleme findet sich schnell ein Rat und/oder eine Lösung. Manchmal ist es auch notwendig eine Hundeschule oder einen Hundetrainer aufzusuchen.
Meist handelt es sich um Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Hund und Mensch und mit dem richtigen Verhalten lassen sich anfängliche kleine Probleme schnell in den Griff bekommen.
Das Wichtigste ist jedoch, dass Sie Ihrem Hund Zeit geben.
Geben Sie nicht gleich auf, wenn nicht alles so klappt wie Sie es sich wünschen. Es lohnt sich und Sie werden nach einer gewissen Eingewöhnungsphase ein gutes Team sein und einen Freund fürs Leben haben.
Und bitte denken Sie immer daran:
Wir von SOS for Pets Bayern e.V. sind auch nach der Vermittlung bei Fragen und Problemen jederzeit gerne für Sie da!
Und wenn dann der Alltag bei Ihnen eingekehrt ist, dann würden wir uns über Fotos und kleine Geschichten von Ihnen und Ihrem neuen Familienmitglied freuen.
Wir alle arbeiten ehrenamtlich und gewinnen unsere Kraft und Motivation u.a. aus den Feedbacks, die wir bekommen. Viele unserer Fellnasen begleiten wir über Jahre hinweg und das Schicksal jedes Einzelnen liegt uns sehr am Herzen.